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SOEP People: 5 Fragen an Katharina Mahne

Interview vom 25. April 2016

Katharina Mahne ist Soziologin und leitet den Deutschen Alterssurvey (DEAS) am Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) in Berlin. Als studentische Mitarbeiterin hat sie ihre wissenschaftliche Laufbahn vor über 10 Jahren beim SOEP im DIW Berlin begonnen. Seit dieser Zeit ergründet sie die sozialen Beziehungen innerhalb von Familien. Das Verhältnis von Großeltern zu Ihren Enkeln ist heute ihr Forschungsschwerpunkt. Die 39-jährige ist eine der wenigen Forschenden in Deutschland, die dieses Thema auf der Basis von repräsentativen Panel-Daten ergründen.

 

Sie sind selbst noch jung. Was interessiert Sie an der Forschung zum Alter?

Es ist ein weit verbreitetes Vorurteil, dass im Alter nichts mehr passiert. Ich finde Altersforschung deswegen so spannend, weil das eben überhaupt nicht so ist. Viele Faktoren spielen eine Rolle, wenn es darum geht, wie Menschen sich im Laufe ihres Lebens entwickeln – angefangen von den persönlichen Lebensumständen bis hin zum gesellschaftlichen Umfeld. Alter kann man nicht verstehen, wenn man nicht auch das Leben davor betrachtet. In gewisser Weise ist Alter auch ein Ergebnis des Lebens, das davor gelebt wurde.

Seit Ihrer Zeit am SOEP nutzen Sie für Ihre Forschung Panel-Daten, wie die des SOEP oder des Deutschen Alterssurveys. Was zeichnet diese Daten aus?

Was Paneldaten auszeichnet, ist, dass man Entwicklungen nachzeichnen kann. Man begleitet Menschen und bildet die Gesellschaft ab über einen historischen Zeitraum, was man mit Querschnittdaten nicht kann. Ich frickle aber auch einfach gerne an den Daten rum, also ich kann auch Freude daran haben, eine möglichst elegante Syntax zu schreiben. Eigentlich interessiert mich alles, was an der Surveyforschung hängt, wie zum Beispiel der Austausch mit dem Erhebungsinstitut oder die Fragebogenentwicklung.

Sie haben beim SOEP an der Entwicklung des Mutter-Kind-Fragebogens mitgearbeitet…

Ich hatte zu dem Zeitpunkt selbst ein kleines Kind und als es darum ging, Fragebögen zu entwickeln hat Jürgen Schupp mich angesprochen: „Guck das mal an. Funktioniert das für Dich? Kannst Du Deine Lebenssituation in diesem Fragebogen tatsächlich abbilden?“. Das fand ich spannend, dass man sowas nicht im Büro am Schreibtisch entwickeln kann, sondern man muss in Austausch treten mit anderen, um die Realität mit einem Fragebogen einfangen zu können.

Mit Hilfe der SOEP-Daten haben Sie erforscht, wie sich die Geburt des ersten Kindes auf die Zufriedenheit der Mütter auswirkt. Was haben Sie herausgefunden?

Im Mittel sind Frauen im Jahr nach der Geburt zufriedener als zuvor, kommen dann aber eher unterhalb ihres ursprünglichen Zufriedenheitsniveaus an. Aber das ist nur die halbe Geschichte: In meiner Analyse hat sich gezeigt, dass mehr Frauen tatsächlich extrem negativ reagieren im Vergleich zu denen, die extrem positiv reagieren. Außerdem brauchen Frauen, die die Geburt des ersten Kindes als schwieriges Ereignis erleben, sehr viel länger um sich so weit zu erholen, dass sich ihre Zufriedenheit wieder dem Ausgangsniveau annähert. Das fand ich sehr spannend, weil Mutterschaft ja auch ein normativ sehr hoch aufgeladenes Thema ist und den Frauen zugeschrieben wird, dass es glücklich machen muss, wenn man Kinder kriegt. Aber das ist eben nicht für Alle so.

Seit Sie am DZA forschen, beschäftigen sie sich mit den Beziehungen zwischen Großeltern und Ihren Enkeln. Welchen Einfluss haben die Enkel auf die Zufriedenheit der Großeltern?

Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem subjektiven Wohlbefinden von Großeltern und der Art und Weise, wie sie die Beziehung zu Ihren Enkelkindern leben. Wenn Großeltern häufig Kontakt und enge Beziehungen zu den Enkeln haben, sind sie zufriedener, haben häufiger positive und seltener negative Gefühle und fühlen sich auch seltener einsam. Man kann also sagen, dass die Großelternschaft gut ist für das subjektive Wohlbefinden.

Wenn Sie an den Beginn Ihrer wissenschaftlichen Laufbahn zurückdenken: Gibt es einen Rat, den Sie gerne dem heutigen wissenschaftlichen Nachwuchs mitgeben würden?

Wichtig ist, dass man sich schon während des Studiums überlegt, ob man in die Wissenschaft gehen möchte und dass man dann in den wissenschaftlichen Betrieb reinschaut, vielleicht als studentische Hilfskraft. So bekommt man eine realistische Vorstellung davon, wie Forschung abläuft. Und man lernt ganz viele praktische Dinge, die spätestens bei der Bewerbung um den ersten Job in der Wissenschaft nützlich sind.

Das Interview finden Sie in der DIW Mediathek.

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